1.0 – Verkehr

Beförderung und Transport

Für eine gute Leben braucht man 4 Dinge:
– gute Schlaf
– gute Essen
– gute Meditation
– gute Wunsch


Lama Kelzang im November 2013 während des Frühstücks im Kamalashila Institut, Eifel

Hä? Wie jetzt? Was willst du?
OK, ich erkläre es. Es ist ein Suchrätsel und ich kläre es in einer Minute auf. Bitte lies noch einmal aufmerksam den ersten Absatz. (Es handelt sich tatsächlich um ein Zitat, daher sind die Rechtschreibfehler notwendig.)

Was kommt darin vor?

  • Gutes Leben
  • Guter Schlaf
  • Gutes Essen
  • Gute Meditation
  • Guter Wunsch (Ich wünsche mir etwas Gutes oder du wünscht mir etwas Gutes oder ich wünsche dir etwas Gutes. Such dir was aus.)

Was kommt darin NICHT vor?

  • Verkehr in Form von Transport und Beförderung

Ich sehe ein, dass implizit der Verkehr schon darin vorkommt. Woher kommt das gute Essen oder die Matratze für guten Schlaf? Vielleicht brauche ich ein Meditationskissen? Und wie, bite, bin ich ins Kamalashila-Institut gekommen, wenn nicht mit – zum Beispiel – einem Auto?

Man benötigt also Verkehr, um Güter und Menschen von A nach B zu bringen. Einverstanden. D’accord. Und von B nach A. Oder nach C.

Aber jeden Morgen von A nach B? Und am Abend wieder von B nach A? Um in B dann während der Arbeit Saft aus dem weit entfernten D zu konsumieren? Vielleicht sind wir ja auch Vorstandsvorsitzender einer wichtigen Gesellschaft. Dann fahren wir morgens von C nach A zum Flugplatz, steigen dort in den Linienflug nach B ein (nach D geht kein Flug, das liegt auf dem Land) und mieten uns in B ein Auto, mit dem wir nach D fahren, um dort die Vertriebsstrategie des Saftes zu besprechen, der in B gerne getrunken wird.

Stell‘ dich bitte einmal an die Autobahn, die von A nach B führt und zähle die PKW und – ich hoffe, du hast einen Freund mitgenommen, der dir zählen hilft – die Insassen dieser PKW. Auf welches Verhältnis PKW zu Insassen kommst du? Ist es nahe „1“? Oder beträgt es sagenhafte „0,5“?

So ein PKW verbraucht etwa die Stellfläche eines halben Zimmers (ich komme auf 8 bis 10 m². Mein Auto verbraucht übrigens nur 6 m²). Der Mensch darin verbraucht keinen halben Quadratmeter. 7,5 bis 9,5 m² werden also völlig überflüssigerweise von Autotechnik verbraucht.

Warum fahren bloss alle diese Menschen alleine in ihren Autos herum? Weil sie so verdammt individuell sind! Manche haben Stoffpolster im Auto, passend zum roten Lack, andere graues Leder, das so schön kontrastreich ist zum Fischschuppensilber ihres SUV. Die eine muss schnell noch eine Zigarette rauchen (Aschenbecher und Zigraettenanzünder inclusive), bevor sie beim Arzt den noch ungeborenen Yves-Marcel in ihrem Bauch ultraschallen lässt, dem anderen ist es wichtig, dass das Orgelkonzert von Olivier Messiaen in aller Klarheit an seine Ohren gelangt, wiedergegeben durch die 10.000,-€-Anlage im Auto. Wieder ein anderer lässt sich von seinem Fahrer fahren. Der Fahrer sollte bei der oben angesprochenen Zählung nicht mitgezählt werden. Es gilt hier: Sitzen zwei Menschen in einem Auto und sitzen sie diagonal, einer vorne links, ein anderer hinten rechts, dann ist der vorne links ein Fahrer und das ist so gut wie kein Mensch sondern der Vorläufer der Computer, Kameras, Radargeräte, 5G-Sender und -Empfänger, die man in einem autonomen Fahrzeug benötigt. Nur dass die einmalige Investitionen verursachen und der Fahrer ein Gehalt bekommt und ständig krank ist. Unpraktisch! Kurz: Er ist nicht wirklich ein Mensch, der zählt und deswegen wird er nicht mitgezählt. Die Person hinten rechts dagegen ist wichtig, denn sie arbeitet. Sie liest die Tageszeitung und den Spiegel, verfasst eine Notiz über Dinge, die Assistent*in machen soll, telefoniert wichtig herum und verdient ordentlich Geld… Upps. Ich schweife ab. Wir waren bei der Individualität. Blöd ist nur, dass nicht jeder seine Individualität ausleben kann: Den Hartz IV-Empfänger zum Beispiel werden wir nicht so oft auf der Autobahn mitzählen können. Insofern ist er wie der beschriebene Fahrer: Er zählt nicht.

Der Hartz IV-Empfänger macht vor, wie man sich ohne Auto von A nach B bewegen kann. Dazu kommen wir dann später noch einmal.

Zu den LKWs, Reisebussen, Wohnmobilen, Motorrädern kommen wir ebenfalls später.

Was wir hier festhalten können ist, dass die Autobahn ziemlich voll ist mit PKW, die meistens mit einer Person besetzt sind. Und dass das was, aber nicht ausschliesslich, mit Individualität zu tun hat.

Ebenfalls mit Individualität zu tun hat es, wenn ich bei der Arbeit nur den Saft aus B trinken möchte. Der Saft aus der Umgebung ist mir nicht exotisch genug. Oder die Firma hat ihren Stammsitz in der Nähe von B und der Einkäufer kennt den Hersteller des Saftes aus B besonders gut und daher dürfen alle Angestellten diesen Saft trinken. Egal, wie weit entfernt die Dependancen vom Stammsitz sind. Wird einfach dahin transportiert. Ist machbar. Machen wir!

Schauen wir uns im nächsten Kapitel doch mal an, wie das mit der Beförderung im Detail aussieht und ob man da nicht was ändern könnte.

Und keine Angst, ich beschreibe schon noch, wie ich es anstelle, dass ich mein schönes englisches Auto auch morgen noch fahren darf.

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