1.3 – Beförderung 3


Mit dem Flugzeug zur Arbeit
– von Düsseldorf nach München

Schön war die Zeit vor dem 11. September 2001, als das Fliegen noch nett war, man im Handgepäck die stählerne Taschenflasche, gefüllt mit schottischem Single Malt (gegen Schlangenbisse), und eine hübsche bunte Schlange mit sich führen durfte („Man sollte immer eine kleine Flasche Whiskey dabeihaben – für den Fall eines Schlangenbisses – außerdem sollte man immer eine Schlange dabeihaben.“ W. C. Fields (1880-1946)).

Erstens kümmerte es niemanden, dass das Fliegen eine der besten Arten war, jede Menge Dreck zu erzeugen und zweitens war die Terroristen-Hysterie noch nicht so weit entwickelt. Bei dem Begriff „nackt“ dachte man vielleicht an eine Katze oder Schnecke und nicht an einen Scanner und es war OK, wenn man 10 Minuten vor Abflug, leicht abgehetzt wirkend am Check In-Schalter ankam: „Sorry, das Taxi hat wegen des Staus so lang gebraucht.“ Man wurde in diesem Fall eventuell sogar noch belohnt: „Es tut mir Leid, Ihren reservierten Platz in der Economy (-Class) haben wir schon vergeben. Aber wir haben noch einen Platz in der ersten Klasse, so kommen Sie heute noch mit.“ (Ich habe das wirklich erlebt. Und wenn ich mich richtig erinnere, dann habe ich es zwei Mal erlebt und ich bin der Meinung, dass es beide Male derselbe Mann war. Nur dass es nicht auf dem Flug von Düsseldorf nach München sondern von Köln nach Hamburg passierte. Ich bitte diese Ungenauigkeit zu entschuldigen.)

Schauen wir uns mal im Vergleich an, wie es damals und heute war, von Düsseldorf nach München zu fliegen, wenn man ausserhalb Düsseldorfs, sagen wir in Leverkusen wohnt, und wenn man innerhalb Münchens einen Termin hat (Der Einfachheit halber nehme ich an, dass mit dem Münchner Flughafen der Flughafen Franz Josef Strauss gemeint ist, ein Flughafen, den man eigentlich nur mit dem Flugzeug erreicht… und nicht der damalige ‚innerstädtische‘ Flughafen Riem.)

Damals: Wir fahren von unserem Heimatort zur Autobahn, stocken kurz an der einen oder anderen Stelle, erreichen aber den Flughafen Düsseldorf etwa 40 Min später, finden im Parkhaus direkt einen Parkplatz und kommen 25 Minuten vor Abflug (10 Minuten früher als mindestens notwendig) am Check In an, nehmen unseren geräumigen Pilotenkoffer und die Tasche für die Übernachtung mit ins Flugzeug, fliegen nach München (etwa 1 Stunde), gehen zum Taxistand, fahren nach München zu unserem Termin, abends gehen wir nett mit KollegInnen noch etwas essen und später in der Hotelbar lassen wir den Tag bei einem Weissbier Revue passieren. Die Anreise selbst dauerte zwei Stunden und 40 Minuten (oder so).

Heute: Der Wecker klingelt gut 2 Stunden früher als „damals“. Wir suchen morgens unser gestern Abend irgendwo in der Nähe abgestelltes Auto, wo war das denn noch, stauen uns durch die morgendliche Rushhour auf die Autobahn, auf der mittlerweile eine Ampel regelt, wann ein Fahrzeug auf diese auffahren darf. Nach gut 20 Minuten reihen wir uns in den zäh fliessenden Verkehr Richtung Flughafen. Dort angekommen, die Nerven liegen längst blank, denn wir wissen nicht, ob wir unseren Flug pünktlich erreichen, fahren wir in Parkhaus 1 ein, schade, voll, Parkhaus 2, 3. Da, ein freier Platz, kurzer Kampf mit einem anderen Autofahrer, gewonnen! Ha! Jetzt der lange Fussmarsch zum Terminal, der Pilotenkoffer mit den wichtigen Unterlagen zerrt am Arm. Der Flug wurde leider an ein anderes Gate verlegt, noch mal 3 Minuten verloren. Check In am Automaten, Mist, die Kreditkarte wird abgelehnt, das Gepäck ist, das ist uns klar, zu schwer und zu gross für die Kabine und muss aufgegeben werden. Jetzt noch schnell der Sicherheits-Check, die Schlange ist irrwitzig lang. Streikt das Personal mal wieder? Warum geht das da links so schnell und hier sind sie so supergründlich? Und so weiter… Es dauert ewig. Wir bekommen trotzdem unseren Flug.

Aber die 90 bis 120 Minuten, die wir vor dem Boarding einplanen müssen, die bekommen wir nicht mehr zurück. Der Flug dauert nach wie vor 1 Stunde, aber die Fahrt zum (und auch die vom Flughafen nach München) dauert heute deutlich länger als damals. Statt 40 Minuten planen wir 70 Minuten ein, benötigen deutlich länger für die Taxifahrt nach München und zusätzlich gut eine Stunde mehr vor dem Flug auf dem Flughafen. Für den Flug von einer Stunde benötigen wir statt 160 Minuten etwa das Doppelte. Die Bahnfahrt – und mir ist klar, dass das nur die Fahrt von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof ist – von Düsseldorf nach München dauert im Schnitt 5 Stunden und 10 Minuten, die schnellste Verbindung dauert 4 Stunden 40 Minuten (Fundort: Erstes Ergebnis in der Google-Suche), also zwischen 280 und 310 Minuten.

Heute darf sich jeder selbst aussuchen, ob er innerhalb Deutschlands die Bahn oder das Flugzeug benutzt, auch, wenn er von Düsseldorf nach Köln möchte (das geht nicht direkt, aber z.B. über München), denn des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Sollten wir nicht darüber nachdenken, ob innerdeutsche Flüge ein Relikt sind? Was, wenn die Schnellverbindungen der Bahn schneller, die Bahn gleichzeitig pünktlicher und gleichzeitig die Dumpingpreise der Fluggesellschaften unterbunden werden? Zum Beispiel durch die momentan diskutierte CO2-Steuer, bei der das Flugzeug grottenschlecht abschneidet? Dazu die Aufhebung der Steuerbefreiung von der Kerosinsteuer, was die Flüge zusätzlich unattraktiver macht.

Es muss gar keine Verbote von innerdeutschen Flügen geben, wenn diese teurer sind als eine Bahnfahrt und der Zug auch noch schneller am Zielort ankommt. Vielleicht lassen sich auch Büroarbeitsplätze im Zug einrichten: „Einzelabteile“, Schnelles Internet, Drucker… Natürlich gegen Aufpreis, lukrativ für die Bahn, sinnvoll für den/die Reisende*n.

Und in jedem Fall sinnvoll für die gebeutelte Umwelt.

Zusätzlich sollte sich jede Firma auch noch überlegen, wie viele der Meetings wirklich notwendig, respektive die Anwesenheit aller benötigen. Video- oder sogar Telefonkonferenzen tun es in den meisten Fällen auch. Vielleicht benötigt man nicht einmal diese, wenn Firmen wieder mehr regional statt global agieren: wir brauchen keinen tollen Saft aus D, wenn der Saft „aus der Region“ auch prima schmeckt. (In einem der Kapitel über „Transport“ – Menschen werden befördert, Waren transportiert – kümmern wir uns darum.)

Gute Nacht.

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