1.1 – Beförderung 1

Mit dem Auto zur Arbeit

Wer war schon mal in Berlin? Hände hoch! Ahh, ich sehe, die meisten. Du hier vorne, wie bist du nach Berlin gefahren? Mit der Bahn. Prima. aber dann hattest du ja in Berlin gar kein Auto zur Verfügung. Du hast dir sicher eins gemietet. Wie? Nicht? Zu Fuss? Auch nicht? Ach so, mit der BVG (Für Nicht-Berliner. Die BVG sind die Berliner Verkehrsbetriebe.). Ja, kann man machen. Kostet aber ganz schön Geld. Ich kenn‘ das hier aus der Nähe von Köln. In Köln heisst die BVG KVB, im Umland VRS. Und wenn man etwas ausserhalb von Köln wohnt und nach Köln fahren möchte, nimmt man am besten das Auto und parkt im Parkhaus. Sonst wird es teuer. KVB/VRS = teuer.

Seinerzeit, als ich noch in Berlin wohnte, wusste ich die BVG nicht zu schätzen. Ich fand es teuer, im Monat 60,- DM (im Abo 50,- DM) bezahlen zu müssen. Ausserdem waren die Bahnen immer voll, da half es nichts, dass die nächste in zwei Minuten kommen würde. Der Bus hielt nicht etwa vor der Tür, sondern man musste um die Ecke laufen. Und er kam nie pünktlich. Mal 5 Minuten zu früh, mal 5 Minuten zu spät. Bei einer Taktrate von 10 Minuten von Bus zu Bus hiess das schon mal 20 Minuten auf den nächsten Bus warten zu müssen.

Als ich dann 1992 hier in die Gegend von Köln zog, fragte ich bei einer der Ticketverkaufsstellen nach günstigen Monatstickets und mir wurde das „Umweltticket“ angeboten. Den Preis habe ich leider nicht mehr parat (er war aber höher als das Ticket in Berlin), aber ich weiss wohl noch, dass dieses Ticket erst ab 9:00 Uhr morgens benutzt werden durfte. Meines Erachtens kein Umwelt- sondern ein (Sorry, die Zeiten waren damals anders!) Hausfrauen-Ticket.

Auf diese Weise vergrault man die potentiellen Kunden schon im Ansatz. Ziehen diese dann auch noch ein wenig nach „Ausserhalb“, dann ist das Fiasko komplett. Der Bus fährt 1 Mal pro Stunde in jede Richtung, der nächstgelegene Busbahnhof ist zu Fuss in etwa 40/45 Minuten zu erreichen, der Bahnhof in 45/50 Minuten. Vom Busbahnhof kann man dann bequem mit einem Bus nach Köln fahren und ist schon nach weiteren 45 bis 50 Minuten am Dom. Vom Bahnhof geht es schneller: knapp 30 Minuten. Dafür ist die Auswahl geringer: Ein Zug alle 30 Minuten.

Köln hat sicher einen gewissen Charme, allerdings (ich ziehe mir jetzt jede Menge Ärger zu) ist dieser nicht im dortigen Bier, dem Kölsch, begründet. Das schmeckt nämlich nicht, oder nur SEHR ausgewählte Sorten. Man kann aber in Köln die Zeit sehr schön zubringen und so ist es dann plötzlich zu spät, um mit dem Bus oder der Bahn bis nach Hause zu kommen. Aber Leverkusen erreicht man schon und dort gibt es manchmal Taxis.

In Berlin kann man länger in der Kneipe verbringen als in Köln und man trinkt gegebenenfalls auch mehr Bier, denn die meisten Sorten schmecken. Ich habe heute keine Erfahrung mehr mit den Nachtbussen in Berlin, seinerzeit gab es noch eine Grenzbefestigung, die verhinderte, dass sich der Westberliner verirrte und somit gab es kein wirkliches „Ausserhalb“, aber das was damals ausserhalb der City lag, konnte man mit den Nachtbussen und der S-Bahn (Deutsche Reichsbahn) gut erreichen, vorausgesetzt man hatte den Nachtfahrplan dabei, denn natürlich fuhren die Nachtbusse deutlich seltener als die am Tage. Die Strecken, die man dann eventuell noch laufen musste, waren auch länger als die tagsüber. Aber ich bin immer nach Hause gekommen, ohne je ein Taxi bemühen zu müssen, welches ich mir auch nicht hätte leisten können (Mein Einkommen lag knapp über heutigem Hartz IV, die Miete betrug aber auch nur 150,-DM. Es ging also.)

Hier im Herzen von NRW zwischen Köln, Düsseldorf und Solingen hingegen, werden ab Mitternacht (und meistens deutlich früher) die Bürgersteige hochgeklappt, Busse fahren nur noch in eine Richtung, nämlich ins Depot. Damit die Fahrer morgen wieder gut ausgeschlafen sind und nicht allzu unfreundlich. OK, unfreundlich können die Busfahrer der BVG global besehen besser.

Weiter oben schrieb ich, dass man, um nach Köln zu kommen, am besten das Auto nimmt und in ein Parkhaus fährt. Aber Achtung, nicht, dass es ein Parkhaus ist, das schon gegen 22:00 Uhr schliesst. Und zudem muss jetzt einer nüchtern bleiben.

Noch weiter oben hiess es aber: „Mit dem Auto zur Arbeit“. Und da kommen wir jetzt dazu.

Wer in einer Grossstadt lebt, wird jede Menge Probleme haben, wenn er regelmässig mit dem Auto zu seiner Arbeitsstelle fahren möchte, die in derselben Stadt liegt. Er kann aber getrost das Auto stehen lassen und sich dem ÖPNV anvertrauen. Je nach Arbeitsbeginn, heute flexibel, weil modern, ist wahrscheinlich in Bus und Bahn so viel Platz, dass man die – heute noch – auf Papier gedruckte Tageszeitung lesen kann. Gewinn auf der ganzen Linie: Kein Stress im Stau und schon in Büro/Werkstatt/Laden/Fabrik weiss man, was gestern in der Welt passiert ist.

Wer jedoch ausserhalb der Grossstadt lebt, vielleicht, weil er sich die Mieten (zu diesem Thema habe ich auch so meine Ideen und Gedanken; wartet bitte noch einige Hunde ab) dort nicht (mehr) leisten kann, darf sich freuen, wenn er ein Auto sein eigen nennt und dieses auch benutzen kann, denn es ist ein Unterschied, ob die Fahrzeit mit dem Auto inclusive Stau 1 Stunde beträgt oder ob man fast zwei Stunden benötigt, weil der ÖPNV so „toll“ ausgebaut ist. Wohl gemerkt: in eine Richtung. Natürlich muss der Autobenutzer zur Kenntnis nehmen, dass es Tage gibt, an denen er länger benötigt als sein Nachbar, der mit Bus und Bahn unterwegs ist. Der schaut aber an solchen Tagen meist auch dumm aus der Wäsche, denn die Zeiten, als die Bundesbahn noch mit dem Slogan „Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ (1966 laut Wikipedia) warb, sind nun mal lange vorbei. Heute könnte der Slogan lauten: „Wir brauchen kein Wetter, um auszufallen.“

Jedem ist es selbst überlassen, ob er lieber 1 Stunde im eigenen Mief oder 2 Stunden im Mix-Mief sitzt. Es sollte aber nicht jedem selbst überlassen sein, ob er auf der Strasse alleine 8 m² verbraucht oder – im Fall, dass er mit dem Bus (circa 33 m² für einen Reisebus mit 50 Plätzen) fährt – knapp 0,7 m². Ebenso ist es bei den Abgasen. Alleine im PKW erzeuge ich etwa 21 kg CO2 auf 100 km. Im Bus komme ich mit etwa 3 kg CO2 7 Mal günstiger weg.

Wir müssen also dafür sorgen, dass mehr Leute öfter mit dem ÖPNV fahren. Die Umwelt wird es uns danken.

Wie bekommen wir mehr Menschen dazu, statt des Autos den ÖPNV zu benutzen? Indem wir den ÖPNV attraktiver gestalten.

Wie macht man den ÖPNV attraktiver? Durch eine bessere Abdeckung, günstige Preise und – vielleicht – mehr Komfort.

  1. Bessere Abdeckung
  2. Günstige Preise
  3. Hoher Komfort

Bessere Abdeckung.
Der Bus fährt näher an meinen Start- oder Zielort. Und das tut er öfter.
Contra: Der Bus ist oft nicht voll. Ich benötige einen Fahrer pro Bus pro Schicht. Die Ausbildung zum Berufskraftfahrer dauert 3 Jahre, die zum Busfahrer etwa 5 bis 6 Monate. Sitzt nur ein Passagier im Bus sind sowohl die Berechnungen zum Platzverbrauch als auch zur CO2-Bilanz hinfällig. Da der Fahrer ja nach meiner eigenen Aussage nicht zählt, verbraucht der eine Passagier etwa 33 m² und erzeugt mal eben 150 kg CO2 (3kg * 50 Passagiere) auf 100 km. Ist es das, was ich will?

Günstige Preise.
Irgendwo in der BRD gibt es das schon: Die Nutzung des ÖPNV kostet dort 1,- € pro Tag. Wie ‚weit‘ heisst ÖPNV? Wo beginnt die Fernreise? Um es mit den Worten eines begnadeten Parfüm-Models zu sagen: Die Berechnung „ist was für Profis“.
Contra: Ist das nicht ungerecht, wenn der Vorstandsvorsitzende auch nur 365,- € bezahlen muss und dann Bus und Bahn in seiner Region benutzen darf? Wer soll eigentlich den Busfahrer bezahlen, der kostet immerhin etwa 5000,- € im Monat (Gehalt (KVB-Info) und geschätzte Nebenkosten)?
Ich würde sagen, dass wir auch hier erst mal die Profis dran lassen. Und wer sagt denn, dass der Vorstandsvorsitzende ebenfalls nur 1,- € bezahlt? Er möchte mehr Individualität, soll er sie doch bekommen: Er darf 1. Klasse fahren, da sind die Bezüge in einer anderen Farbe und es gibt einen Tee-Spender am Eingang. Um bei dem Beispiel des Busfahrers zu bleiben, denn der muss ja auch zur Arbeit kommen, rechnen wir einfach mal wie ein Milchmädchen: Der Busfahrer verdient etwa 30000,- € im Jahr (2500 * 12). Davon zahlt er 365,- € für das ÖPNV-Ticket. das entspricht etwa 1,2 % des Jahreseinkommens. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn bis 2017, bezog 2016 laut Focus etwa 3,8 Mio €. Bei 1,2% zahlt Herr Grube damit etwa 40500,- € im Jahr, was einem Tagesticketpreis von knapp 111,- € entspricht. Und wieder sind die Profis gefordert, ab welchem Tagespreis die 1. Klasse benutzt werden darf. Man kann aber sicher auch einfach verdoppeln: Der Busfahrer zahlt 2,- € am Tag für die erste Klasse, Herr Grube 222,- €. Warum kompliziert und für viel Geld Profis beauftragen, wenn es auch einfach geht? Dass Profis ihr Geld in vielen Fällen nicht wert sind, haben jüngste Erkenntnisse aus dem deutschen Kriegsministerium unter Flinten-Uschi gezeigt. (Und ob ich zu diesem Thema mehr äussern möchte, oder gar einen Hund opfern, das weiss ich jetzt noch nicht. Ideen habe ich allerdings :-P)
ÖPNV ist allerdings etwas, was zur „Infrastruktur“ gehört. Und Infrastruktur ist nichts, was der Markt regelt. Insofern können wir uns die Sache ganz einfach machen: Wir lassen die Profis berechnen, was der ÖPNV in der ganzen BRD kostet, und teilen den Steuerzahlern mit, um wie viele Prozentpunkte ab sofort ihre Steuerlast steigt. Freibeträge berechnen die Profis, Kappungsgrenzen gibt es nicht.
Ganz grosses Contra: Ich höre schon den Vorsitzenden des Vorstandes des Vorstandsvorsitzendenvereins jammern, was das denn alles solle, sie als Vorstandsvorsitzende würden nie und nimmer mit dem Mob im selben Bus oder Zug sitzen. Und überhaupt wäre das ja Kommunismus.
Und ich kann ihnen nur antworten, dass ich das sehr gut fände, da dann Bus und Bahn etwas leerer wären. Sie müssten sich aber trotzdem solidarisch daran beteiligen.

Apropos „solidarisch“: Zu diesem Thema kommen wir ganz bestimmt noch!

Hoher Komfort.
Ich erwähnte schon die 1. Klasse mit hübschen Bezügen und Tee-Spender? Ja, nett. Aber hoher Komfort ist es auch, wenn der Bus tatsächlich kommt, wenn ich ihn brauche. Das nennen andere dann Taxi oder – moderner – Uber. Was aber beides ausgesuchter Quatsch ist.
Taxi ist privat. ÖPNV ist nicht privat. Derjenige der gerne das eigene Auto stehen lassen möchte, da er nach der Oper auf ein, zwei Champagner ins Opern-Bistro geht und sich anschliessend in einer angesagten Promi-Bar zeigt, der möge das Taxi benutzen oder auch einen privaten Edel-Karosse-Fahrdienst. (Es gibt die Ausnahme, dass das Taxi als „Nachtbus“ fungiert und mit dem normalen ÖPNV-Tarif zu benutzen ist.)
Uber ist eine Gelddruckmaschine für die Betreiber der APP und der Weg ins Armenhaus für die, die glauben, als Uber-Fahrer Geld verdienen zu können. Uber gehört verboten!
Hoher Komfort also durch individuelle „Bus“-Fahrzeiten. Das Begleitbild dieses Kapitels ist das Google-Auto, also fast. Ich habe ein Ei fotografiert, weil das Auto so ähnlich aussieht (das Ei ist nur nicht so hässlich wie das Google-Auto) und ich so hoffentlich keinen Ärger mit irgendwelchen Urheberrechtsverletzungen bekomme oder hat jemand das Recht an der Form eines Hühnereis? Ich möchte schnell und individuell aber mit dem ÖPNV von A nach B. KI und autonome Fahrzeuge sollten das hinbekommen: Ich benutze die ehemalige-Uber-App, die mittlerweile sozialisiert (siehe oben, Stichwort: Kommunismus) wurde und dazu dient, ein autonomes (und hässliches) Auto herbeizurufen. Diese Autos gibt es mit zwei, vier und sechs Sitzen oder mit zwei Sitzen plus Kofferraum oder mit vier Sitzen plus Kofferraum (wir können natürlich auch die Profis ranlassen, dann gibt es sicher noch ein wesentlich ausgefeilteres Angebot) und sie kosten natürlich deutlich mehr als der „normale“ ÖPNV und auch mehr als dort die 1. Klasse. Abgerechnet wird per Kredit(?)-Karte. Die Fahrt zum nächsten Bahnhof ist immer möglich, die Fahrt in die Oper nur nach Vorbestellung und wenn die Kapazitäten momentan ausreichend sind. Der Preis ist Sache der Profis. Nach Erledigung der Fahrt wird der Innenraum gescannt: Hat der Fahrgast nichts vergessen? Hat er vielleicht Verzierungen am Fahrzeug vorgenommen, die so da nicht hingehören.
Im ersten Fall: „Sie haben da was liegen gelassen.“ mit der Stimme von Siri, Alexa oder Cortana. Wenn nicht, wie oben vermutet, die Kreditkarte sondern die dafür freigeschaltete ÖPNV-Karte bei Zieleingabe und Abrechnung verwendet wird, können auf dieser natürlich Präferenzen gespeichert werden: Mit welcher Stimme soll das System kommunizieren? Wie sollen die Sitze oder das Mediensystem eingestellt werden? Wie sind die Abrechnungsmodalitäten?
Im zweiten Fall: Es werden Bilder der Verschönerungen ins Abrechnungssystem in der Cloud hochgeladen mitsamt den Personendaten des Verursachers. (Ich vergass zu erwähnen: Bewegungsdaten werden nur zu Abrechnungszwecken gespeichert und gelöscht, sobald die Bezahlung erfolgt ist. ) Die Berechnung einer eventuell notwendigen Reinigung des Fahzeugs erfolgt nach Aufwand. Anschliessend werden die gespeicherten Daten gelöscht.
So oder so ähnlich könnte es doch sein. Ich rufe mir ein hässliches Auto, das autonom zu meiner Adresse kommt, das mich dann mit allem Komfort zum nächsten (Bus-)Bahnhof oder bei entsprechender Verfügbarkeit und Bezahlung zum angegebenen Ziel fährt. Dort angekommen wird direkt bezahlt oder auf dem Konto vermerkt, wie hoch der Preis für die Beförderung war. Danach geht das Fahrzeug wieder in den Pool zurück. Ich habe keinen Ärger mit Reparaturen, das Fahrzeug steht nicht dumm den ganzen Tag herum, es benötigt, da es so klein ist, weniger Platz als ein Smart. Da das Ei einen Elektroantrbieb hat, erzeugt es in den Innenstädten keine zusätzlichen Emissionen. Da die Anzahl der Fahrzeuge beschränkt ist, werden die Strassen freier, wenn, ja, wenn (und das liest du im nächsten Kapitel) …

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